Aufnahmegeräte
Smartphone statt Videokamera – diese Marktentwicklung spiegelt den Niedergang des Camcorders. Der spielte über zwei Jahrzehnte lang die Hauptrolle, um Familie, Urlaub oder Zeitvertreib zu dokumentieren. Doch die Fotokameras und Smartphones haben den Camcordern längst den Rang abgelaufen. Statt über eine Million in ihren besten Zeiten werden heute gerade mal ein paar hunderttausend Camcorder im Jahr verkauft. Ton nehmen Camcorder meist besser auf als die von Bedien- und Objektivmotorgeräuschen geplagten Fotokameras.
https://www.heise.de/ct/ausgabe/2017-10-Camcorder-Fotokamera-Actioncam-oder-Smartphone-3692205.html
Smartphone & co
Projektmanagement
Jedes Medienprojekt lässt sich in 3Phasen aufteilen:
Konzeptphase hier werden Grundlagen zur Medienproduktion festgelegt Ziel/ Zweck/ Nutzung/ Zielpublikum/Inhalt/ Umsetzungsform/ Dauer
Dreharbeiten Während der Dreharbeiten werden die eigentlichen Filmaufnahmen durchgeführt. Im Vorfeld der Dreharbeiten müssen alle rechtlichen Abklärungen geklärt werden.
Postproduktion Das aufgenommene Bild- und Tonmaterial, visuelle Effekte und Musik werden zu einem fertigen Film zusammengestellt.
Konzeptphase
Ziel formulieren (z.B. Video-Material für die Unterrichtsanalyse erstellen)
Zweck beschreiben (z.B. Unterrichtsanalyse innerhalb der Ausbildung)
Nutzung definieren (z.B. Geschlossene Gruppe von Studierenden)
Zielpublikum festlegen (z.B. Studierende und Dozierende Lehrveranstaltung PHBern)
Inhalt beschreiben (Sichtweise oder Standpunkt der AutorInnen einbringen)
Umsetzungsform überlegen (Spielfilm, Dokumentation, Musik-clip, Werbefilm, etc.)
Dauer festlegen (ungefähre Dauer des Endproduktes)
Drehbuch schreiben (die Geschichte, das Thema in einzelne Szenen auflösen, den geografischen Raum und Zeitrahmen festlegen, Reduktion auf das Wesentliche als Leitbegriff)
Lösungen suchen für die Umsetzung des Inhalts in eine Bild- und Tonsprache (Entscheid für oder gegen filmische Gestaltungsmöglichkeiten: Totale, Halb-Totale, nur Detailaufnahmen, Kameraschwenks, -zooms, -fahrten, bewegte Kamera, Kamera auf Stativ, etc.)
Storyboard erstellen (v.a. bei Spielfilmprojekten: Auflösung der Szenen in einzelne Kamera-takes festlegen). Die Angaben im Storyboard sind vor allem für SchauspielerInnen und TechnikerInnen als Orientierung wichtig.
Drehplan erstellen (Liste von Soll-Szenen, Sekundär-Szenen, Orientierungs-Szenen in Zeit und Raum, Füll-Szenen, benötigtem Dekor, anwesenden SchauspielerInnen, geordnet nach Wochentagen und verteilt auf die zur Verfügung stehende Drehzeit)
Budget planen und organisieren
Drehvorbereitung
Drehtermin abmachen (Stundenablauf klären, evtl. Störungen der Dreharbeiten vorbeugen / Tageszeit berücksichtigen)
Umgebung informieren (z.B. Schule, bei der Schulleitung eine Dreherlaubnis einholen)
Eltern gefilmter SchülerInnen informieren über Sinn und Zweck des Films und Nutzung der Videodaten (geschlossener Publikumskreis, Filmwettbewerb, Internetplattform, Youtube) und Einverständniserklärung einholen (schriftlich, mit Unterschrift), auch bei mündigen Personen
Drehort rekognoszieren (Licht / Beleuchtung / Fenster / Lärm / Strom /Steckdosen / Tisch- und Stuhlordnung / technische Einrichtungen: Wandtafel, Beamer, Overhead-Projector, Sound / etc.)
Ausrüstung organisieren und reservieren (Schule, Medienwerkstatt-IBM, Privat, Gewerbe)
Ausrüstung vorbereiten (Video- und Tonausrüstung ausprobieren, überprüfen / Akkus, Batterien, Reserven / Kabel, Stecker, Übergänge / Stativ / Reservematerial / Scriptmaterial)
Storyboard studieren (Liste der zu filmenden Szenen und Inhalte)
Drehplan überarbeiten, anpassen
Dreharbeiten
- vorhandene Lichtverhältnisse nutzen (Storen und Fensterläden offen lassen / Lampen im Schulzimmer immer einschalten / keine Zusatzbeleuchtung)
- Fenster und Türen wenn möglich schliessen (bei störendem Lärm nicht filmen, Geräusche von Fahr- und Flugzeugen, Eisenbahn, Tram, Stimmen und Schritten, Kopiergeräten, Computern, Neonröhren erkennen und vermeiden)
- Aufnahmen möglichst ein paar Sekunden vor dem eigentlich wichtigen Bild starten und nach dem Szenen-Ende einige Sekunden weiter aufnehmen (für Bild- und Tonübergänge wichtig beim Schneiden)
- Klare Anweisungen geben für Kamera, Ton und SchauspielerInnen
- keine Positionsverschiebungen des Kamerastandortes beim Filmen wichtiger Inhalte
- möglichst wenige Kamerafahrten, -zooms oder -schwenks beim Filmen wichtiger Inhalte oder während Szenen mit sprechenden Personen
- Gegenlichtaufnahmen vermeiden (schwarze Silhouetten vor Fenstern / Lichtquellen)
- wenn Gegenlichtaufnahmen unvermeidbar sind, dann mit der manuellen Blende einen Wert einstellen und fixieren, bei dem die Details der Personen erkennbar sind (Gesicht / Hände / Haut)
- möglichst den Moment antizipieren in dem die beteiligten Personen zu einer Aussage oder Bewegung ansetzen (-> dem Inhalt der Kommunikation folgen!)
- mit aufgesetztem Kopfhörer arbeiten um die Qualität des definitiven Tonsignals auf der Kamera kontrollieren zu können
- das Spiel der SchauspielerInnen nicht stören, keinen Techniklärm veranstalten, die SchülerInnen nicht ablenken, nicht in den Unterricht eingreifen, keine Gespräche mit anwesenden Personen führen, Vorgaben respektieren, Inhalte filmen (-> diskret filmen)
Postproduktion
Vorbereitung
- Rohmaterial sichten und in Stichworten Liste erstellen der Inhalte (eventuell mit ungefähren Time-Code-Angaben und Szenenbeschreibung)
- gefilmtes Material mit den Inhalten im Ausgangskonzept vergleichen und die brauchbaren Szenen notieren
- sich eine dem Ausgangsthema entsprechende ungefähre Szenenabfolge überlegen (grober Schnittplan)
Schnitt
- das ausgewählte Material in den Computer spielen (bei HD-Material technisch anspruchsvoll und mit Anforderungen an PC und Software verbunden)
- die Szenen in der vorgesehenen Reihenfolge aneinanderreihen
- den Film je nach Ansprüchen vervollständigen (Titel / Untertitel / Geräusche / Musik / Begleitmaterial)
- den fertigen Film vom Computer aus auf die notwendigen Datenträger exportieren. Versionen machen auf DVD für Präsentationen, für das Internet, für den Desktop, etc
Aufnahmetipps
Stativ benutzen
Moderne Stative sind aus Leichtmetall und deshalb sehr leicht. Wenn Ihnen dies immer noch zu viel ist, stützen Sie wenigstens die Arme irgendwo auf, lehnen Sie sich an oder stellen Sie den Camcorder auf eine feste Unterlage.
Kein unnötiges Zoomen
Dauerndes Zoomen ist für den Betrachter noch unangenehmer als verwackelte Aufnahmen.
Stellen Sie vor der Aufnahme eine passende Einstellungsgrösse ein und lassen Sie diese Einstellung während der Aufnahme unverändert.
Langsame Schwenks mit Stop an Anfang & Ende
Starten Sie den Schwenk langsam aus dem Stillstand und halten Sie am Ende möglichst sanft an. Schnitte sollten nur vor oder nach dem Schwenkvorgang gemacht werden. Deshalb immer vor und nach dem Schwenk je einige Sekunden Stillstand aufnehmen.
Szene in verschiedenen Aufnahmegrössen aufnehmen
Lässt sich eine Handlung unterbrechen, filmen Sie aus verschiedenen Blickwinkeln und deutlich wechselnden Einstellungsgrössen. Wenn eine Szene nur in einer Einstellungsgrösse gefilmt wird, kann beim Schnitt nichts herausgeschnitten werden, ohne unschöne Bildsprünge zu erzeugen.
Empfehlung Schweizer Fernsehen: 50% Nahaufnahme (Gesicht-Schulter) 25% Halbtotale (Kopf-Hüfte) 25% Totale
Perspektive
Versuchen sie Personen möglichst auf Augenhöhe darzustellen.
Froschperspektive lässt Personen grösser, Vogelperspektive hingegen lässt sie kleiner erscheinen.
Orientierung für den Betrachter
Vergessen Sie nicht dem Betrachter die Möglichkeit zur Orientierung zu geben. Das einfachste ist, zu Beginn einer Szene eine Totale zu drehen, damit der Betrachter sich zurechtfinden kann.
Zwischenschnitte / Zusatzmaterial
Machen Sie, zum nachträglichen Einfügen beim Schnitt, in allen Aufnahmesituationen einige Takes von neutralen Motiven aus der Umgebung. Gut geeignet sind Nahaufnahmen, auch extreme Nahaufnahmen.
Subjektive Kamera und Fahraufnahmen
Trauen Sie sich ruhig auch mal, aus dem fahrenden Auto oder von jedem anderen fahrbaren Teil aus durch die Szene zu fahren und dabei zu filmen. Subjektive Einstellung nennt man es, wenn die Kamera sich so wie ein Darsteller bewegt und quasi aus seiner Sicht filmt.
Hintergrundton (Musik oder Geräusche)
Hochzeitsszene: vor der Ringübergabe wird ein Orgelstück gespielt. Gute Möglichkeit, einzelne Aufnahmen einzubauen. Als unschöner Effekt erscheint im fertigen Video das Orgelspiel völlig zerhackt, weil während dem Standortwechsel jeweils die Aufnahme unterbrochen wurde.
Abhilfe: lassen Sie den Camcorder während dem ganzen Orgelspiel auf Record, auch während dem Wechsel Ihres Standortes und der Brennweiteneinstellungen. Beim Schnitt können die unbrauchbaren Bilder ersetzt werden, während das Audio durchgehend ungeschnitten bleibt.
Hochwertige Audio-Aufnahmen
Wenn der Originalton bei ihren Aufnahmen eine wichtige Rolle spielt:
nach Möglichkeit ein externes Mikrofon verwenden und möglichst nahe an die Schallquelle halten.
Arbeiten sie dabei immer mit Kopfhörer – nur so haben sie eine Aufnahmekontrolle.